Talk mit Sophie Seiwald, Director IT People & Products bei der Mercedez-Benz AG, zum Thema „Die digitale Organisation – Neue Anforderung an Führung & Management“.
Die digitale Organisation – Neue Anforderung an Führung & Management.
Sophie Seiwald, gebürtige Österreicherin, ist als Director IT People & Products bei der Mercedez-Benz AG tätig. Mit ihrer innovativen Herangehensweise digitale Prozesse in ein etabliertes Unternehmen einzuführen, kann sie auf erfolgreiche Karrierestufen zurückblicken.
Karriereeinblicke
Der Weg dahin war „von links nach rechts“, so Seiwald. „Die Chancen, die ich bekommen habe, habe ich zügig wahrgenommen und das hat sich ausgezahlt“, beschreibt Seiwald ihren Werdegang bei Mercedez-Benz. Ihre beste Entscheidung war, vor acht Jahren nach Singapur zu ziehen. Dort setzte sie digitale Touchpoints für Kunden, wie z.B. die Digitalisierung für Kundenportale und vieles mehr auf.
Seiwald erklärt, dass Digitalisierung in ihrer Studienzeit noch kein Thema war und sie sich das Wissen selbst hart erlernen musste. Auch heute sieht sie in Europa noch keine nennenswerten Bestrebungen, digitale Fachkräfte hervorzubringen. Im Vergleich zu den USA und China, die hier viel mehr Interesse haben.
Digitale Organisation während COVID-19
COVID-19 hat die Arbeitsstruktur bei Mercedes-Benz stark verändert, so Seiwald. Neben dem Wechsel ins Home Office beschäftigte die Ungewissheit die gesamte Belegschaft. Schon bald stand für die Geschäftsführung fest: Kommunikation ist der Schlüssel, um die Solidarität zwischen den Mitarbeiter/innen zu gewährleisten. Täglich wurde die gesamte Belegschaft an den Meetings eingeladen, in denen die Stabilisierungsbemühungen offengelegt wurden. Hauptsächlich um Gerüchten vorzubeugen, aber auch für die mentale Zufriedenheit der Mitarbeiter/innen. Diese Bemühungen spiegeln sich positiv in der ‚2020 Great Place to Work‘ wider.
Neue Anforderungen an Führungskräfte
Neue Trends in der Arbeitswelt beschäftigen Mercedes-Benz schon vor Covid-19. Flexible Arbeitszeiten, Remote Working oder reduziertes Arbeiten sind bei Mercedes-Benz schon lange Standard. Trotzdem leidet die Corporate Identity unter Identifikation der Mitarbeitenden und dem Trend, dass jedes Unternehmen austauschbar ist.
Für Seiwald war es eine Herausforderung, in einem etablierten und sogar konservativen Unternehmen digitale Innovationen in der Technik einzuführen. Die Prozesse gestalteten sich in der Vergangenheit oft linear, innerhalb einer gewissen Zeitperiode mussten positive Ergebnisse vorliegen. Mittlerweile haben sich die Prozesse rund um Seiwald geändert und es ist OK, wenn Ideen wieder verworfen werden. Gängige Prozesse werden in Frage gestellt und nach Alternativen gesucht.
Für Seiwald war das ein sehr wichtiger Lernprozess in ihrer Karriere. Auch in ihrem Team konnte sie Euphorie – aber auch Spannungen – bei den neuen Prozessstrukturen feststellen.
Seiwald erklärt in diesem Zusammenhang, dass oftmals Ideen kritisiert werden, weil sie nicht verstanden werden. Hier empfiehlt sie, von der Idee selbst überzeugt zu sein. Anschließend wird sie niemals müde, jedem die Idee aufs Neue zu erläutern und auch Diskurs- bzw. Fragenrunden rund um die Innovation einzuläuten. „Wenn es zu einfach geht, dann hat sich vielleicht nicht wirklich etwas geändert“, so Seiwald.
Sophie Seiwald
Sophie Seiwald leitet die internen Mercedes-Benz Software Engineering Units weltweit und gleichzeitig die Transformation der internen HR & Legal IT Einheiten von Mercedes-Benz.
Zuvor war sie CEO der Mercedes-Benz-eigenen Marketing & Sales Digital Flagship Unit („Mercedes-Benz.io“), um die gesamte Customer-Online-Journey aufzubauen.
Sie hatte verschiedene Funktionen bei Mercedes in Deutschland, China und Singapur inne. Sophie ist 38 Jahre alt und in Österreich geboren und aufgewachsen, derzeit lebt sie in Stuttgart.